Freitag, März 09, 2018

805







 Grrrrrll

In meinem Kopf ist immer Platz für ein paar Schlangen oder Schrägen, oder Randpfosten. Hier kommen Hunde vorbei, und Katzen, und alle wollen in die Tretmühle, zu den anderen Kaninchen. Sport hält jung, glauben die Alten und drehen dann den Fernseher ins Licht, damit man weiter sehen kann. Bis ins letzte Dorf zielen sie mit Stein- und Stielaugen auf die hölzernen Adler ihrer Jugend. Währenddessen in der Brot-Unterkunft: die Stinker stinken und die Blinker blinken. Die Fische warten. Nur das Zeitzeichen ziert sich noch, und nöcher, und die Hefe atmet schwer. Alle bleiben fasziniert und dezimiert und warten, und hoffen. Auf einmal oder auch zweimal dröhnt die große Streifenglocke und der Trommler-Rammler rüpelt sich nach draußen. War wieder nichts mit der Mitternachts-Seance. Heilig heilig, ruft derKasper noch in die sich zerstreuende Zuckermenge, aber da ist nichts mehr zu machen. Der große Stinker hat wieder das Kommando übernommen und riecht nach Dingedongdungdong. Was nicht nur die Kühe wundert. Andererseits - man sieht sich, dann kann man sich auch riechen, Mariechen. In der Küche wabern (inzwischen!) weiter die Gerüchte und wollen hinaus in die Schöne Neue Welt. Aber keiner macht die Fenster auf. Müssen sie halt hierbleiben, in unseren Herzen, gleich neben der Mördergrube.

Sonntag, März 04, 2018

804





Brimba Brimba 
Brimba Bori Brimba 
Brimba Bori Um 
Bori Um Brimba
Keschnaw met salzgeblek 
met samischo kerrschich kednaddz
Unun per domp, amon ter tramp
te ur di Laxa, schmaz ek de Lucks

atzt de drepp, atzt ek!


(Und Babylon und Messersturz und Fadenzähler (heimlich in die Tiefe gehen) und Wetterfahne und Hasenfell und Blitzbilder und Magnetberg und Pferdearsch und Pausenbrot und Apfelkissen und Zauberstange oder Zuckerstock und Federvieh und Schamfell und Nutznieser und Schadenrot und Klimmzüge und Bauchflusen und Schwertatmung und Brunnenkuss und Samt (mitsamt) und IrishIris und Greisenfall und Kerbala (immer wieder Kerbala))




Samstag, März 03, 2018

803





Mensch und Maische (inständig anständig)

Stummfischen im Wasserglas: eine Massenerscheinung, immer abends nach zwanzig. Unter achtzehn läuft hier nicht viel. Keine Schande, die wird aufgehoben für das Gefunzel in den kleinen Köpfen. Nicht, dass wieder einer oder wieder eine geblendet hernieder singt, Arme und Beine noch im Vogelkäfig. Wir hatten noch soviel vor. Ja schon, aber manchmal muss man eben Protuberanzen testen. Beim Thema Kompromisse fällt inzwischen die Redefreiheit wie ein nasser Baum. Gut, wer nicht darunter steht. Da machen Kettenbriefe und Doppelsägen wieder Sinn. Stell Dir vor, wir könnten nochmal von vorne anfangen. Oder von ganz hinten, wo uns keiner sieht. Gute Nachrichten auch aus dem Krakenraum, nein Krankenzimmer: die Saugnäpfe halten. Und die Handtücher passen ganz gut zu dem Seepferdchen. Jemand muss ihm endlich diese Badehose ausziehen. Und den Stecker ziehen, am besten beide. Ist aber wie Weihnachten unterm Gummibaum: jeder wünscht sich was anderes. Zum Beispiel eine schöne Apothekose. Oder was anderes zum Anziehen. Hauptsache mit neuer schnöder Markigkeit. Schrei mal wieder. Aber bunt. Oder wenigstens zwischendurch.


Donnerstag, März 01, 2018

802






Enzian und späte Hilfestellung

Ich heiße Heinz, hat der Heinz gesagt, und auch so geguckt. Das macht nichts, hat Gerda gesagt und die Augen verdreht. Was mit Sicherheit von der halben Rolle Fusel kam, die sich vor ihren Füßen in den Schlafwagen trollte. Mensch, dachte Heinz, das ist mal ein Service. Die anderen Passagiere waren wieder ganz Ohr, als sich Heinz über Gerda in Richtung Schlafwagenwand wälzte. Mensch, dachte Heinz wieder, so ein Urlaub hat es in sich. Sogar wenn man nur auf dem Abstellgleis steht. Was aber viel günstiger war als sich Heinz und Gerda das ausgemalt hatten, in ihrem abgegriffenen Buch der Wasserfarben-Träume. Und morgen in allerfrühester Früh sollte sogar jemand kommen, und die Wagen rütteln und schütteln, bis allen die Kleider vom Baum fielen. Und heiß sollte es sein, und zischen sollte es, wie frisch aus dem großen dunklen Dampfkessel. So stand es im Vertrag, den Heinz und Gerda unterschrieben hatten, mit ihrem Blut und auch ein wenig schwarzer Tinte. Der Verkäufer hat komisch gegrinst, hat Gerda gesagt, aber Heinz hat ihr schnell eine Geschichte aus seinem Dorf erzählt, worauf Gerda wie immer eingenickt ist, und beim ausnicken nicht mehr gewusst hat, wo ihr der Kopf stand. Teufel auch, hat Gerda noch gedacht, bis das Funkeln der Karaffe sie auf andere Wege brachte. Gut, dachte die Gerda, mach ich eben kein Fass auf. Diesmal.

Betragen & Betrügen 2009

Blog-Archiv

poeblo uebernimmt keine Verantwortung oder Haftung fuer die Inhalte externer Websites

Mail: poeblo@web.de