Montag, Januar 28, 2013

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Ein wenich Könich

Dann war da noch der Schlangenhausarzt, der sich auf Grasnattern spezialisiert hatte, weil es die da wo er aufgewachsen war schon immer gab oder geben sollte, so viele wie es Gras gab in diesem dunkelgrün vergrämten Landstrich voller wogender Halmfelder wie vom göttlichen Maler mit wildem Charme und Schwung auf der braunen Krumenkruste verteilt, ohne Rücksicht, Absicht oder Beschränkung. Aber das Gras war dünn und zuzu also vielzu niedrig, und die Nattern waren ebenso zuzu also vielzu schnell wenn sie gesund waren und wenn sie krank waren waren sie nochmalso schnell, und zwar tot, und die Bezahlung war auch mehr eine Zufallsbekanntschaft und der Nebenverdienst als Lederfee eines knechtschen Stiefelmackers hatte sich alsbald als luftschlängig erwiesen - die ortsüblichen Cowjunkies mochten ums Verzichtverrecken keine greenhornigen Cowjunkiestiefel haben. Deshalb hatte sich der Schlangenhausarzt seufzend aber früh aufgemacht in die tristen Blocksberge der Vorstadt und dort umgesattelt auf Tankstellenpächterwächter mit besonderer Begabung zur Reifenverfüllung und zur ganzheitlich pneumatischen Luft- und Duftmengenüberprüfung jedweder Kalesche, und wenn er also abends zweibeinisch Luftbeinschaukelnd und stieläugend vor seiner Tankstelle an der Luftbrücke sass, mit sich allein im goldschleiernen Sonnenshowdown, den grün gezackten gummierten Luftschlauch immer in der Nähe seiner zart geschuppten eleganten Schlangenarzthände, dann verschwärmte er sich in die graugrün schimmernden sanften Bogenwellen des Weidenmeers am Horizont, und er war nicht mehr sehr froh, hier zu sein und nicht mehr da, wo die Grasnattern lebten. Angeblich.

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