Mittwoch, März 21, 2007

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Blechkleid, und kein Ende

Humpelnd erreicht der Fischkopfmaler sein Tischchen, an dem seine Tischdame, eine aufgeregt mit den Nadeln klappernde Stopfente, schon auf ihn wartet. Was für ein Tag, denkt der Fischkopfmaler, was für ein Frühstück. Da bin ich aber anderes gewohnt. Also da wo ich herkomme. Da bin ich ganz anderes gewohnt.

Die Strafe folgt sofort und auf dem Fuß – ein großes Glockenspiel wird an den Frühstückstisch der beiden gerollt, und der Fischkopfmaler und die Stopfente müssen sich den ganzen Vormittag die „Unverblümte Weise“ von Gregor Kandelabersson anhören, einem bis aufs Blut unbegabten Amateurmusiker und Schrotthändler, der seine Inspiration und Gefühlsregung aus dem Zerquetschtwerden großer amerikanischer Straßenkreuzer bezog. Alle Anwesenden mustern das ungleiche Paar mitleidig.

Niemand kümmert sich dann weiter, da sie inzwischen alle ihre Kopfhörer aufgesetzt bekommen haben, auf denen simultan übersetzt eine Liebesgeschichte aus Daiquiristan erzählt wird, zwischen einem lederhäutigen Bademeister und seiner wollköpfigen Ziege. Schrecklich. Nur der Umstand, dass nach jeder zehnten Zeile jedem Zuhörer ein großes Wasserglas mit Daiquiri gereicht wird, lässt niemanden den Saal verlasssen. Was auch nicht so ohne weiteres möglich wäre. Die Hereinroller des Glockenspiels haben nämlich bein Herausgehen aus dem Saal sämtliche Türgriffe mitgenommen. Man weiß schließlich, wie Fischkopfmaler so drauf sind. Und stellt sich drauf ein.

Das Glockenspiel lärmt. Die Daiquiries glänzen. Der Fluss fließt. Die Nase der Stopfente tropft. Alles wird gut. Später dann.

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